Seit Jahrzehnten beobachten wir eine stetige Zunahme der Gewaltbereitschaft von Kindern und Jugendlichen, wie auch eine Zunahme von lethargischem Verhalten, dem anderen Extrem, auch Alkoholmissbrauch ist in dieser Gruppe auf dem Vormarsch. Wie ist diese Tendenz zu erklären?
Kinder empfinden normalerweise die psychische Verfassung der Eltern. Gibt es zwischen den Eltern Spannungen, dann setzen sich die bei den Kindern fort. In einigen Grundschulen besonders in Großstädten ist am Montag in der ersten Stunde ein Unterricht kaum möglich, weil zu viele Kinder zu unruhig sind. Manche Schulen haben darum sogenannte Snoezelenräume eingerichtet. Spezielle Räume, die nach einem auf Entspannung zielenden therapeutischen Konzept ausgestattet sind, mit gepolstertem Fußboden und Wänden, in denen die Kinder ihre Aggressionen austoben können, die das Wochenende in ihnen angestaut haben, um zur Ruhe zu kommen, bevor mit ihnen Unterricht möglich ist.
Die Wurzel für die Gewaltbereitschaft mancher Jugendlicher ist nach dieser Überlegung eher in der Familie zu suchen, in der der Jugendliche aufwächst; in der Unfähigkeit der Eltern, eine entspannte zufriedene Atmosphäre in der Familie herzustellen.
Die vielen Trennungen heute bestätigen diesen möglichen Zusammenhang. Partnerschaften sind brüchig geworden. Die Familie war seit jeher die Säule einer Gesellschaft. Fallen Familien auseinander, ist eine Gesellschaft bedroht. Wir brauchen wieder den Kitt, der eine Familie nicht nur zusammenhält, sondern sie auch harmonisch miteinander leben läßt. Frauen wissen normalerweise aus einem sicheren intuitiven Gespür, was dafür zu tun ist. Außerdem haben Frauen, anders als Männer, eine ausgeprägtere Begabung, Differenzen nicht mit Gewalt, sondern im miteinander reden zu schlichten und emotionale Bindungen herzustellen. Dies alles sind beste Voraussetzungen, eine Familie wieder in Ordnung zu bringen.
Frauen könnten den Kitt liefern. Doch dazu brauchen sie Kraft und Zeit, die sie häufig nicht haben. Hier ist Handlungsbedarf. Solange Frauen diese wichtige Aufgabe in ihrer Familie für die Gesellschaft nicht leisten, gibt es niemanden, der die natürlichen Spannungen in der Familie immer wieder neutralisiert. Wachsen Spannungen wächst Aggression, die all zu häufig stumm und kraftlos vor dem Fernseher ausgesessen wird. Doch Kinder spüren diese unterschwellige Feindschaft und reagieren mit Gewalt, Rückzug, Alkoholmissbrauch oder Krankheit. Steigt in einer Gesellschaft die Aggression, nimmt der Bodensatz gewalttätiger Chaoten zu. Solange eine Gesellschaft den wichtigen Beitrag von Frauen für das Gesamtwohl nicht erkennt und die emotionale Arbeit von Frauen eher verhindert als fördert, solange wird Gewalt und Verrohung in einer Gesellschaft immer mehr um sich greifen. Am Ende steht Krieg. Es ist dringend notwendig, diesen Zusammenhang näher unter die Lupe zu nehmen, um zu erkennen, was zu tun ist, um die Abwärtsspirale zu stoppen und die Richtung wieder nach oben zu lenken.
Ein schönes Wochenende
Eure
El Horak